19.11.2020

Was taugt «Instagram Reels» – temporärer Hype oder das nächste grosse Ding?

Baris Erdal

Vor zehn Jahren wurde Instagram auf dem Markt eingeführt. Heutzutage ist der Social-Media-Kanal kaum mehr wegzudenken. In den letzten Jahren hat sich Instagram kontinuierlich weiterentwickelt, dies auch dank der Übernahme von Facebook. Daher gehört die Einführung neuer Funktionen, wie zum Beispiel Filter, Geotag, Direct, Stories oder IGTV, praktisch zur Tagesnorm des Medienriesen. Seit August 2020 gibt es (als neue Funktion) das sogenannte Instagram Reels. Wir haben es getestet – hier unser Fazit, drei Monate nach dem Release.

Das bietet Instagram Reels

Mit Reels können maximal 30-sekündige Clips aufgenommen und mit lustigen Sound- und Bildeffekten bearbeitet werden. Gerade die einfach bedienbaren Kreativtools zeichnen das Feature aus. Dazu gehören:

  • Audio: In der Musikbibliothek können hunderte bekannte Musikstücke, wie beispielsweise Thriller von Michael Jackson, ausgewählt werden. Um die Lizenzen muss man sich hier keine Gedanken machen, was den Schnittprozess wesentlich erleichtert. Per einfachem Klick kann die richtige Stelle des Songs ausgewählt werden. Jedoch ist diese Musikbibliothek für Business-Konten nicht verfügbar. Über Umwege können dennoch bekannte Songs genommen werden, indem die Musik (als Originalton) eines anderen Reels per Antippen kopiert wird.
  • AR-Effekte: Die erweiterte Realität verändert in Echtzeit Gesichter oder Umgebungen. So auch beim Schwenken der Kamera. Kreative Augmented-Reality-Effekte helfen das Video aufzupeppen und so für einen Wow-Effekt zu sorgen. Da auch User selbst Effekte erstellen können, gibt es schon jetzt unendlich viele – ein Traum für alle Kreativschaffende.
  • Timer und Countdown: Der Timer ist ein praktisches Tool, um die Kamera vor der Aufnahme richtig platzieren zu können. Nicht nur der Start, sondern auch die Länge der Aufnahme kann dadurch vorab eingestellt werden.
  • Ausrichten: Dieses Tool erlaubt das Erstellen von coolen und nahtlosen Übergängen. Ist es aktiviert, sieht man leicht transparent die letzte Aufnahme im Hintergrund. Die Kamera lässt sich dadurch passend positionieren. Das ist gerade dann praktikabel, wenn beispielsweise kein Stativ vorhanden ist, jedoch mehrere ähnliche Clips gemacht werden möchten. Unsichtbare Schnitte sind zurzeit sehr angesagt. Insbesondere dann, wenn Personen vor der Kamera kurzzeitig die Kleidungsstücke wechseln.
  • Tempo: Wie bereits der Name verrät, können damit Videos schneller und langsamer abgespielt werden. Die Anpassung der Video-Geschwindigkeit ist zwar nicht wirklich neu, aber dennoch praktisch. Ausserdem ist der Bearbeitungsmodus gleich integriert, so dass die App nicht verlassen werden muss

Inhaltlich unterscheiden sich die Videos stark und es besteht schon heute eine grosse Bandbreite. Besonders beliebt sind Tanz-, Fashion-, Sport- und Reisevideos. Die Reels können entweder im privaten Feed mit den Abonnenten, oder öffentlich mit der Instagram-Community, über den neuen Bereich in Explore, geteilt werden. Generell gilt das Motto: in der Kürze liegt die Würze. Das erklärt auch die begrenzte Aufnahmezeit von 30 Sekunden und widerspiegelt somit die Nachfrage der Community.

Hat Instagram TikTok kopiert?

Gerade zum Start von Reels wurde diese Frage heiss diskutiert, denn Reels erinnert bezüglich der Funktionen und des Designs stark an das Konzept von TikTok. Offensichtlich ist es eine Kampfansage (von Facebook) an die chinesische Social-Video-App, denn TikTok ist in den letzten zwei Jahren stark gewachsen und warb Instagram etliche User ab. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Instagram quasi eine Funktion des Konkurrenten kopiert. Bereits bei der Einführung der Stories gab es Kritik, dass Instagram Snapchat nachahmt. Aber warum First Mover sein, wenn die Wettbewerbsstrategie eines Fast Follower auch funktioniert? Momentan spricht der Erfolg für Instagram, denn zurzeit sind die Stories bei Instagram beliebter, als diejenigen bei Snapchat. Daher ist anzunehmen, dass Instagram auch in Hinsicht der Kurzvideos seinen Konkurrenten TikTok überholen wird. Wir verfolgen gespannt den Kampf um den Thron!

Die Erfolgsstrategie für Unternehmen

Instagram Reels ist insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe sehr beliebt. Ähnlich wie bei TikTok wird ein Grossteil der Videos von der Generation Z realisiert und konsumiert. Daher lohnt es sich für viele Unternehmen, ein Auge darauf zu werfen und gelegentlich mitzumischen. Für Unternehmen ist das neue Instagram-Feature spannend, um organischen Traffic auf dem eigenen Account zu generieren und so auf sich aufmerksam zu machen. Damit dies gelingt, empfehlen wir folgende fünf Punkte:

  • Zur Identität passender Content: Wie auf Instagram generell, lohnt es sich zur Marke passende Inhalte zu produzieren und als Reel zu teilen. Authentische Inhalte sind gefragter denn je. Die Identität des Unternehmens soll sich daher auch im Content widerspiegeln.
  • Crossmediale-Auswertung: Beliebte TikTok-Videos sorgen auch auf Instagram für Furore. Daher empfiehlt es sich die gleichen Videos auf den verschiedenen Social Media Kanälen zu posten. Der gleiche Content soll also plattformübergreifend verwertet werden. Jedoch muss das Video auf 30 Sekunden gekürzt und das Wasserzeichen von TikTok entfernt werden. Ansonsten wirkt es eher einfallslos, weil alle erkennen, dass das Video ursprünglich auf TikTok gepostet wurde.
  • Zu Beginn den Trends folgen: Ein zentrales Element ist die Wahl des richtigen Songs. Es lohnt sich bereits am Anfang möglichst populäre Tracks zu nehmen. Sprich, hier ist weniger Kreativität mehr. Gerade beim Neuaufbau eines Kanals kann dies mehr Sichtbarkeit generieren. Mit der Zeit lohnt es sich hingegen vermehrt personalisierte Töne zu verwenden, um so die eigene Brand zu unterstreichen.
  • Hallo Content, tschüss Werbung: Dies ist keine neue Weisheit, denn Storytelling ist in aller Munde. Doch es zeigt sich einmal mehr, dass gerade diejenigen Reels besser laufen, bei denen die Werbung weniger offensichtlich ist und beispielsweise keine Logos sichtbar sind. Guter Content spricht bereits selbst für das Unternehmen, da braucht es nicht noch einen Werbespot.
  • Interaktivität fördern: Der gute alte Call-to-Action ist auch bei den Reels ein Erfolgsfaktor. Der direkte Aufruf an die Community erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Interaktion. Höhere Interaktion bedeutet letztlich auch höhere Beliebtheit, was zumindest der Algorithmus so interpretiert.

Unser erster Versuch

Aller Anfang ist schwer – oder doch nicht? Das Kreativtool lässt sich sehr intuitiv bedienen, wodurch man schnell ein Video erstellen und hochladen kann. Im Gegensatz zu anderen Schnittprogrammen sind die Möglichkeiten aber stark begrenzt. Daher kreieren viele User ihren Content mit ein anderen Software und laden schliesslich das gesamte Video bei Instagram Reels hoch.

Bei unserem ersten Versuch wollten wir eine kurze und unterhaltsame Geschichte erzählen. Zurzeit setzen wir uns intern mit dem Kauf einer neuen Filmkamera auseinander. Diese Situation fandend wir passend, um in eine Kurzgeschichte zu verpacken. Welchen Call-to-Action wir am Ende eingebaut haben, seht ihr im Video.

Quellen:

instagram.com (November 2020)

instagram.com (November 2020)

garyvaynerchuk.com (November 2020)

affiliate-deals.de (November 2020)


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