25.08.2021
Egal, ob man einen Kurzfilm dreht oder einen neuen Podcast startet - die Tonqualität ist essentiell. Denn wie wir bereits in unserem Blog-Post zu den Sound Effekten erläutert haben: «Das Publikum verzeiht schlechtes Bild eher als schlechten Ton». Doch wie finde ich heraus, welches Mikrofon wirklich das richtige für meine Anwendung ist? In diesem Blog erhältst du die Antworten dazu.
Der wohl wichtigste Schritt zu einer ausgezeichneten Tonqualität ist sich Gedanken über den Einsatz des Mikrofons zu machen. Meistens bringt es nichts, wenn man das teuerste Mikrofon kauft und dann trotzdem keinen klaren Ton bekommt, weil man sich in der falschen Umgebung befindet. Überlege dir also genau, wo dein Mikrofon zum Einsatz kommen soll.
Nun, nachdem man sich Gedanken gemacht hat, was man aufzeichnen will, kann man sich den eigentlichen Dingen widmen. Hier eine kleine Vorwarnung - es wird jetzt etwas technisch und kann auch verwirrend sein, wenn man sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Grundsätzlich kann man sagen, dass es zwei hauptsächliche Mikrofon-Typen gibt (es gibt noch mehr, aber diese zwei sind die gängigsten).
Wir starten mit dem dynamischen Mikrofon. Wenn du dir ein Mikrofon vorstellst, welches eine Band auf der Bühne benutzt, hast du wahrscheinlich ein solches Mikrofon vor Augen und definitiv schon gsehen. Diese Mikrofone eignen sich hervorragend für laute Umgebungen. Sie haben eine kleine Spule in ihrem Inneren, die auf Schallschwingungen reagiert. Wenn die Schallwellen die Spule bewegen, werden sie in ein elektrisches Signal umgewandelt, das aufgezeichnet werden kann. Diese Mikrofone können verwendet werden um einen Künstler auf der Bühne, ein Strasseninterview, eine Gitarre oder ein Schlagzeug aufzunehmen.
Sie eignen sich auch deshalb gut für all diese Umgebungen, weil die Magnete und die Spule im Inneren, im Vergleich zu anderen Mikrofonen, etwas robuster sind. Das heisst, sie können einiges einstecken, ohne komplett zerstört zu werden.
Der andere gängige Typ ist ein Kondensatormikrofon. Dieses funktioniert etwas anders und verwendet Kondensatorplatten, anstelle einer Spule und Magneten. Somit sind sie empfindlicher auf kleinere Schwingungen als dynamische Mikrofone. Kondensatormikrofone sind deshalb für laute Bass-Drums nicht geeignet. Will man dagegen die Feinheiten einer Stimme aufnehmen, beispielsweise bei einem Podcast oder einer Musikproduktion, dann ist man bei den Kondensatormikrofonen goldrichtig.
Kondensatormikrofone werden in der Regel viel statischer eingesetzt als dynamische Mikrofone. Das vor allem, weil Kondensatorplatten nicht so haltbar sind wie Magnete. Eine Ausnahme bilden Richtmikrofone, das sind die riesigen Mikrofone, die auf Filmsets verwenden werden. Da diese so empfindlich auf leisere Töne reagieren, ist es das Risiko wert, sie mit sich herumzutragen, um sicherzustellen, dass man auch wirklich alles Gesprochene aufnimmt.
Kondensatormikrofone benötigen etwas mehr Strom als dynamische Mikrofone. Daher wird zusätzlich etwas benötigt, das die Mikrofone mit Strom versorgen kann. Das wird auch Phantomspeisung genannt.
Grundsätzlich ist das Mikrofon an sich sowohl bei Klinke, XLR und USB dasselbe. Sie unterscheiden sich lediglich im Typ des Ausgangs und dem nötigen Kabel.
Ein Mikrofon mit Klinke oder XLR-Anschluss wandelt die Schwingungen der Membran in ein elektrisches Signal um. Da dieses Signal recht schwach in der Leistung ist, wird ein Mikrofonvorverstärker benötigt. Nur selten ist ein solcher im Mikrofon selbst integriert.
Um den Ton in ein Aufnahmegerät zu bekommen, muss das elektrische Signal digitalisiert werden. Hierzu wird ein Analog-digital-Wandler (A/D-Wandler) verwendet. Bei einem sogenannten Audio-Interface erhält man Mikrofonvorverstärker und Wandler in einem.
Auf der anderen Seite sind bei einem USB-Mikrofon sowohl Vorverstärker als auch A/D-Wandler bereits integriert. Ein zusätzliches Audio Interface ist also nicht notwendig. Sofern ein Computer, Tablet oder Smartphone das unterstützt, können USB-Mikrofone direkt (oder per zusätzlichem Adapter) angeschlossen werden. So kann es sofort in Programmen und Apps zur Aufnahme und Musikproduktion verwenden werden.
In (semi-)professionellen Umgebungen werden Aufnahmen in der Regel mit einem analogen XLR-Mikrofon gemacht. Dieses wird im Homestudios oft direkt an ein Audio-Interface, im professionellen Tonstudio über ein teures Mischpult oder bei grossen Filmsets an tragbaren Field Recordern (Aufnahmegerät) angeschlossen. Hierbei braucht es die bestmögliche Klangqualität. Die USB-Mikrofone, die bis jetzt auf dem Markt sind, können leider noch nicht an diese herankommen.
Im nächsten Schritt legt man fest, was aufgenommen werden soll. Soll das Mikrofon nur das aufnehmen, was sich direkt vor ihm befindet oder soll es auch den Klang darum herum aufnehmen?
Diese Aufnahmemuster werden Richtcharakteristiken genannt und sind einfacher zu lesen, als sie aussehen. Die Namen für die verschiedenen Arten von Richtcharakteristiken können verwirrend wirken. Sie sind jedoch alle nur verschiedene Bezeichnungen für die Frage "Was soll das Mikrofon aufnehmen?".
Eine recht häufige Richtcharakteristik ist die Niere (eng. cardioid) und stammt vom lateinischen Begriff "herzförmig" ab. Diese Mikrofone nehmen den Schall in Herzform auf. Eine weitere Richtcharakteristik ist die Kugelcharakteristik. Wie der Name schon sagt, nehmen diese den Schall in alle Richtungen auf. Es gibt noch weitere, wie beispielsweise die Superniere oder Bidirektional. Auf diese werden wir jedoch nicht weiter eingehen.
Über den Frequenzgang (eng. Frequency response) wird viel geredet, aber nicht jeder weiss, was er wirklich bedeutet. In der Praxis bedeutet der Frequenzgang eines Mikrofons, wie gut die Komponenten des Mikrofons die aufgenommenen Signale reproduzieren können.
In einer perfekten Welt wäre es eine 1:1-Wiedergabe. Das Mikrofon nimmt einen Ton auf und wandelt ihn perfekt in ein elektronisches Signal um. Dieses wiederum wird perfekt an den Rekorder übertragen. In der Realität gehen jedoch Schwingungen auf dem Weg verloren und so gelangt ein Teil der Daten nie in die endgültige Aufnahme.
Wie gut ein Mikrofon das Signal übertragen kann, wird in einem Frequenzgangdiagramm dargestellt. Wenn ein bestimmter Ton eines Signals etwas schwächer aus dem Mikrofon herauskommt als er hineingegangen ist, wird dies als leichte Einbuchtung im Diagramm dargestellt. Wenn ein Ton stärker herauskommt als er hineingegangen ist, wird dies als leichter Buckel dargestellt.
In den technischen Daten tauchen zwei Begriffe häufig auf: Empfindlichkeit und SPL. Die Empfindlichkeit gibt dabei an, wie empfindlich das Mikrofon ist. Sie ist ein Messwert für den leisesten Ton, den das Mikrofon noch aufnehmen kann. Je niedriger diese Zahl ist, desto empfindlicher ist das Mikrofon und desto leiser kann der Ton sein, der in der endgültigen Aufnahme noch zu hören ist.
Auf der anderen Seite steht SPL für Sound Pressure Level (Schalldruckpegel). Diese Zahl ist ein Messwert für den lautesten Ton und wird in Dezibel gemessen.
Aufgrund der Homeoffice-Pflicht gibt es nun einen neuen Markt für Audiogeräte. Für Menschen, die über Videoanruf besser klingen wollen. Denn, dass die im Laptop integrierten Mikrofone ziemlich rau klingen, wissen wir spätestens auch seit dem ersten Virtual Meeting.
Vieles von dem, was wir in diesem Beitrag behandelt haben, mag jedoch übertrieben erscheinen - in Wahrheit ist es das auch. Video- und Voice-Chat-Apps komprimieren ihre Audiodaten dem Weg durch die Weiten des Internets, wodurch die Vorteile einer makellosen Audioeinrichtung mehr oder weniger hinfällig werden - zumindest ab einem bestimmten Punkt.
Die wahrscheinlich beste Option für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Benutzerfreundlichkeit und spürbarer Verbesserung sind die erwähnten USB-Mikrofone. Ein anständiges Gaming-Headset wird aber auch bereits einen grossen Unterschied machen.
Quellen:
https://www.soundguys.com/what-to-look-for-in-a-microphone-26035/
https://www.delamar.de/studiomikrofon/mikrofon-usb-klinke-xlr-41588/
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrofon
https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamisches_Mikrofon
https://de.wikipedia.org/wiki/Kondensatormikrofon
https://www.shure.com/en-US/performance-production/louder/mic-basics-frequency-response
https://www.neumann.com/homestudio/en/what-does-maximum-sound-pressure-level-max-spl-mean